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Willkommen im Karussell der Dämonen. Wirbeln Sie Ihre Ängste durch die Luft. Willkommen im Reich der Geister. Fahren Sie eine Runde Riesenrad, tot geboren, lebendig begraben. Alte Seelen tanzen im Wind. Darauf wartend geschrieben zu werden. Nehmen Sie Platz in der Achterbahn der Gefühle, machen Sie es sich gemütlich, Katharsis beginnt sogleich. Ein wenig mehr Leidenschaft, meine Damen und Herren! Willkommen in der Zirkusshow, hier wo Freaks und Serienkiller Geschichten erzählen. Von der anderen Seite. Engel trompeten. Schrei mein Herz. Treten Sie ein, meine Herrschaften. Abgebissene Rattenköpfe, das Blut tropft das Kinn hinunter, ein Fötus treibt im Einmachglas, konserviert in Flüssigkeit, ein Mann explodiert auf der Bühne. Herzlich willkommen in der Welt von Joe Coleman, kommen Sie näher! Betreten Sie Ihr Innerstes, den Ort, den Sie sonst meiden. Steigen Sie ein, steigen Sie in das Bild, die Reise beginnt.
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Verwirrung beim Anblick der auf der Treppe positionierten Armee von vermummten Schwangeren – gibt es ein bedrohlicheres Bild für Fruchtbarkeit? Weibliche Kriegsmaschinen, menschliches Nachrüsten, ein paar Bilder weiter bilden verschleierte Köpfe eine undurchdringliche Mauer. Die Mauer des Schweigens. Individualität scheint verloren. Für immer aus und vorbei.
Solche und ähnlich düstere Assoziationen von Krieg und Gefangenschaft, Uniformität und religiösem Wahn, Isolation und Gehorsam drängen sich beim Betrachten der Fotografien von Misha Gordin auf. Weiterlesen „Symphonie des Grauens“
Einmal Stillleben, gebügelt, gestapelt, stiller als die Gruft. Schau es an. Es schaut zurück. Kriecht langsam wie ein Wurm aus den Nebenhöhlen der Wirklichkeit. Heraus. Ganz langsam hoch, in dich hinein. In deinen Kopf. Still ist schon lange vorbei.
Er trägt blau-weiß gestreift, kalt, ganz kalt. Sie bevorzugt Muster aus Blumen, jung, fröhlich und bunt. Träumt sie von Freiheit und riecht nach Sehnsucht im Haar? Weiterlesen „Gebügelt, gefaltet, gestapelt“
Die S-Bahn rast am Hochhaus vorbei, 70er Jahre Architektur, gelb auf grau, bunte Fetzen betrunkener Bilder hinterlassend. Bellevue. Ein One-Night Stand vor hundert Jahren. Kannst du dich erinnern? Ein Aids-Test danach. Jahrhundertwende in Stein gemeißelt überlagert das Bild. Hackescher Markt. Schicksal schmiegt sich an Schicksal, eng an eng gleiten die Körper im schnellen Rhythmus über das Parkett. Eine Ausstellungs-eröffnung später in der Zeit. Ein rauschendes Fest. Gesichter voll Ausdruck verzerrt, Künstler, Poeten. Nächte in Kneipen die Kulturrevolution planend. Schwanger mit Ideen. Cut-up your mind. Ein Mensch stirbt in der Wohnung seines Freundes. Mit der Nadel im Arm. Im weißen Hochzeitskleid auf den Dächern Millenium feiern. Kurz vor Himmel und die Schärpe windet sich im Wind deiner Phantasie. Steig ein, es ist ein totes Huhn. Die S-Bahn fährt weiter, weiter am Institut des Wissens vorbei, schaufel dir Bildung in dein Kopf. Buch für Buch, Semiotik der Zeichen. Nur der Sand sickert durch. Mit 17 in die Stadt. Eine Handvoll Kunst weiter, mit 35 raus. Inszeniertes Leben, rien ne va plus. Die Erinnerung wiegt schwer in der Stadt der Erinnerung. Tonnen von Jahren schwer, um genau zu sein. Der Kopf geht zu Neige. Berlin, du Hure. An jeder Straßenecke biederst du dich an, Illusionen für Geld, Theater der Grausamkeit. Wer bietet mehr? Halt ein. Copy & paste. Ich nehme den Zug am Hauptbahnhof. Den Schnellzug zurück in mein Leben.
Mehr Ray Caesar, mehr Lowbrow Art.
Entrückte, verschleierte Wesen, die Körper seltsam verformt – in deiner Haut ist es fremd. Die Gliedmaßen verdreht, offen der Mund, haucht es Geheimnisse in den Raum, sie dringen in dein Ohr – sind die Füße zu groß? Führt dich dein Blick in die Irre oder einfach nur hinaus aus dieser Welt?
Ein Hauch von verträumter Eleganz weht durch die Bilder, umweht die Figuren des niederländischen Duos Schilte & Portielje. Ohne Titel öffnen die Fotomontagen der beiden Künstler aus einem Zwischenland die Pforte zur Phantasie.
Raumverzerrungen, Schachbrettmuster, reife Früchte, inszeniertes Gemüse: Edyta Wypierowskas Stillleben umweht ein Hauch von Jahrmarkt, antik gewachst und traumgebohnert.
Verblichen erscheinen die Fotografien der Polin Wypierowska. Verblichen und mit Patina belegt. Perspektivisch verzerrt. Vor allem aber unscharf. Die Unschärfe der selbst gebauten Lochkamera.
In ihrer Serie „Stilleben I“ richtet sie – inspiriert von August Kotzsch Arbeit von 1870 – diese Kamera auf Obst und Gemüse.
Die zu Arrangements drapierten Feigen, Zitronen, Trauben und Kirschen werden minutenlangen Belichtungszeiten ausgesetzt. Eine Zeit, in der die Früchte vor der Kamera – geduldiger als Models aus Fleisch und Blut – die Reife zu vollziehen scheinen. Überreif und artfremd enden sie schließlich auf Barytpapier. Die partiellen Unschärfen verleiten dazu, das Auge genauer auf das Bild zu fokussieren. Es ist diese Unschärfe, die Wypierowska mitunter mit der menschlichen Wahrnehmung vergleicht: „Wir sind nicht im Stande, alles exakt zu beschreiben oder zu verstehen.“ Weiterlesen „Ein Bild, ein Abenteuer“
Ein Butoh Tanzfestival in Budapest. Gibt es einen passenderen Ort für diesen Tanz der Finsternis? Nein. Denn keine Kulisse könnte in Europa besser passen als diese morbide Stadt an der Donau, die im Winter all ihre farbenfrohe Pracht verliert und nur als abgemagerter Schatten ihrer selbst wirkt. Faust aufs Auge. Verfallene Häuser, an denen der Ruß für die Ewigkeit zu kleben scheint. Auf der Strasse noch mehr Dreck und Lärm und auch lebendes Gedärm.
Die Armut spuckt dir ins Gesicht. Ohne Dach zum Anfassen. Dazwischen sitzt eine Frau in ihrem Erbrochenen und isst Schleim. Sie fragt nicht nach Geld. Da wo sie ist, braucht sie es nicht mehr. Natürlich bietet Budapest auch Prunkvolles, Überbleibsel längst erloschener Monarchien, vor allem für Touristen. Aber der wirkliche Charme liegt auf der Strasse. Im Winter grau in grau. Ein romantisches sich aus dem Fenster werfen keimt hoch. Auf der Strasse unter Laternen verrecken. Gelbes Licht fällt auf dein purpurrotes Blut. Wie gesagt, ein guter Schauplatz für Butoh und dem fratzenhaften Tanz der Dämonen. Dämonen, die in dir wohnen.
Vier Tage und Nächte lang gibt die Haute Volée dieser aus Japan stammenden Kunstform an verschieden Orten in Budapest ein künstlerisches Stelldichein. Filme, Performances, Vorträge. Sich auf den schmalen Grat zwischen Traum und Albtraum begeben. Bilder sehen, fühlen, schmecken, einverleiben. Spätestens im Rudas Bad – das alte römische Bad ist eines der Veranstaltungsorte – kann man die Realitätsketten über Bord werfen und sich frei schwimmen, in die Lüfte empor schwingen. Weihnachtsmarkt war gestern, Butoh ist heute.
[Nymphe: Griechisch nymphe, lateinisch nympha, eine Braut oder eine heiratsfähige junge Frau. Dasselbe Wort wurde für Symbole der weiblichen Genitalien wie Lotusblüten, Wasserlilien und bestimmte Muscheln benutzt. „Nymphen“ dienten, besonders bei sexuellen Zeremonien, in den alten Tempeln der Großen Göttin als Priesterinnen. Sie stellten dabei das göttliche Prinzip blühender Fruchtbarkeit dar und waren manchmal als Bräute Gottes bekannt.
Das Wort „Nymphe“ wurde im Mittelalter sowohl auf eine Hexe als auch auf eine Fee angewandt, weil beide von den vorchristlichen Feen abstammten.
Die Nymphen versenkten als Naturgeister ihre Seelen angeblich auf ewig in bestimmten Teilen der Natur. Die Natur wurde im Altertum von der Großen Göttin beherrscht, und es gab Wassernymphen, Baumnymphen, Bergnymphen und Nymphen, die in der Erde wohnten, im Meer oder im Feenland. Ihre alte Verbindung mit der Sexualität blieb mehr oder weniger durchgehend erhalten. „Nymphomanie“ ist auch heute noch ein Ausdruck für sexuelle Besessenheit.] → „Das geheime Wissen der Frauen“ – ein Lexikon, Deutscher Taschenbuchverlag.
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